Die Trauermücke – Freund oder Feind
Wir sehen uns oft mit Kundenfragen konfrontiert, die von Beiträgen auf diversen Plattformen, Youtube-Kanälen oder von Influencern berichten. Hierbei werden Trauermücken (Sciaridae) schlechthin als das ultimativ Böse beschrieben – dass diese so furchtbaren Mücken schon beim Auftreten weniger Exemplare sofort bekämpft werden müssen, da sie ansonsten immensen Schaden anrichten können.
Dazu sei grundsätzlich zu sagen:
Glaube nicht immer gleich alles was Du im Netz siehst!
Viele Influenzer oder Blogger möchten Content erzeugen um Follower zu generieren.
In den meisten Fällen werden Halbwahrheiten oder Themen aus Hören-/Sagen ohne eingehender Recherche verbreitet.
Manchmal ist es wie ein Lauffeuer…
Einer beginnt, ein anderer erzählt die Geschichte weiter und reimt sich noch ein paar persönliche Weisheiten dazu.
Am Ende entstehen oft obskure Berichte. Man kann es schon fast mit Entstehung von Mythen vergleichen.
Jeder Erzähler interpretiert ein wenig anders und am Ende ist nicht Mal mehr ein Deut an Wahrheit vorhanden.
Die Trauermücke (lat. Sciaridae):
Die Mücke erreicht eine Körperlänge von einem bis 7 Millimeter.
Ihr Körper ist schlank und dunkel gefärbt. Sie hat charakteristisch dunkle Flügel, auf denen die Mittelader sich glockenförmig aufteilt. Wie die meisten Mücken hat sie lange Beine und 8 bis 16 gliedrige Fühler.
Die Trauermücke hat neben den Facettenaugen auch Punktaugen. Ihre Unterkiefertaster (Maxillarpalpen) bestehen aus drei Segmenten. Der Brustkorb (Thorax) steht bei vielen Arten über den Kopf hinaus.
Trauermücken sind weltweit verbreitet. Die meisten Arten findet man aber in feuchten Habitaten wie Wäldern, Mooren, Feuchtwiesen, auf Weiden, Feldern und auch in Gärten. Dort leben sie versteckt in Laub und Pflanzen. Sie treten auch in Häuser und Wohnungen auf und entwickeln sich dort in Blumentöpfen. @Wikipedia
Wie verbreiten sie sich
Die Verbreitung der Trauermücken wird entscheidend durch Wind beeinflusst. Auch der Mensch trägt stark dazu bei.
Durch den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten und insbesondere den Transport von Humus, Blumenerde und Torf, werden zahlreiche Arten verbreitet.
Die Mücke selbst nimmt nur Flüssigkeiten auf und stirbt schon ca. fünf Tage nach den Schlupf. Sie leben nur um sich zu paaren und fortzupflanzen.
@Wikipedia
Kund*in:
Hilfe, ich habe Trauermücken, was soll ich machen?
Stielreich:
Wie viele fliegen umher?
Kund*in:
Nur ein paar, ab und an schwirrt eine umehr…
Freund oder Feind?
Du lebst nun Mal nicht in einer sterilen Umgebung und hast Dich entschlossen Deinen urbanen Dschungel auszubauen, für Dein Wohlbefinden zu sorgen, für Dich, Deine Lieben und den Planeten Gutes zu tun!
Möchtest Dein Zuhause ein Stückchen naturnaher gestalten.
Ob es nun der Gummibaum von Omi ist oder der Dschungel mit manchen Raritäten, Pflanzen erfreuen die Seele, erinnern uns an unseren Ursprung, wir lieben es etwas Natur in unsere Wohnungen zu holen!
Lehne Dich zurück und genieße es, mit allen Sinnen. Erlebe und staune, erfreue dich über alles was wächst und alles was hier so kreucht und fleucht. JA auch darüber! – Auch das kleine und kleinste Getier gehört zu einer gesunden Symbiose.
DAS ist NATUR, das ist unser Ursprung
Was ist deren Bestimmung bzw. Aufgabe?
Die Larven der Trauermücke fressen organisches Material, wie zum Beispiel Laub, Rinde, Totholz oder Pilze. Sie zählen zu den wichtigsten Laub zersetzenden Organismen in Wäldern. Sie stellen auch ein besonderes Glied in der Nahrungskette dar. sowohl für die Räuber, von denen sie gefressen werden, als auch für Mikroorganismen, die ihre Exkremente fressen.
@Wikipedia
DAS ist der springende Punkt! Genau darum geht es!
Die Trauermücke ist grundsätzlich KEIN Schädling!
In unserem zivilisierten Leben, unseren genormten Werten, unseren Vorstellungen und Ansprüchen haben Tierchen, Klein- und Kleinstlebewesen oft keinen Platz. Dennoch sind wir ständig von ihnen umgeben.
Auf uns, um uns und in uns, leben Myriaden von Kleinstlebewesen, Mikroorganismen ohne die es uns nicht geben würde.
Wir sind Träger von regelrechten Cosmen an Mikroorganismen. Auf jedem Staubkorn reisen unzählige davon umher.
So auch auf unseren Pflanzen und im Boden, im Pflanzensubstrat!
Dort findet ein ständiger Kreislauf von Tod und neuem Leben statt. Wir sehen eine wunderschön wachsende Pflanze, bei jeder neuen Blattknospe geht uns sprichwörtlich das Herz auf, wir möchten am liebsten einen Freudentanz vollführen.
Das hat alles seinen Ursprung im Boden!
Dort unten wo die Pflanze ihre Wurzeln ausstreckt, wo wir liebevoll Wasser und Dünger eingießen in der Hoffnung der Pflanze ausreichend zu helfen. Dort unten fleucht es myriadenfach!
Freuen wir uns über den Ursprung des Lebens, freuen wir uns genauso wie über das sichtbare Ergebnis dessen.
Das neue Blatt, die Blüte oder einfach nur die herrliche Pracht einer gesunden Pflanze.
Und zu all dem trägt AUCH die Trauermückenlarve ihren Teil bei!
Jetzt kommt ein ABER
Trauermücken können bei Massenauftreten Schäden anrichten. Befallen werden neben verschiedenen Gemüsesorten auch Zierpflanzen, sowohl im Gewächshaus als auch im Freiland. Es kommt zu Fraßschäden an Wurzeln und anderen Pflanzenteilen durch die Larven. Keimlinge und Jungpflanzen können dadurch absterben.
@Wikibedia
Dies möchten wir hier etwas genauer erklären:
Wenn man überlegt, dass Erden fast ausschließlich aus organischem Material bestehen, müsste die befallene Erde fasst 1:1 aus Trauermückenlarven bestehen, damit sie anstatt totem Material auch gesunde Wurzeln anfressen würden.
Natürlich kann es vorkommen, dass sie zwischendurch feine Wurzeln erwischen.
Das kann zum Beispiel kleinen Setzlingen schaden. (Oft bei selbst gezogenen Kräuter- oder Gemüsepflanzen.)
Oder bei Deiner Zimmerpflanze, ist durch zu viel Feuchtigkeit, Wurzelfäule entstanden –
die Trauermücke findet daher mehr totes Material und vermehrt sich fleißig weiter.
Deine Pflanze stirbt – jedoch an Wurzelfäule und nicht an der so „bösen“ Trauermückenlarve!
Die einzelne Trauermücke, einige wenige die herumschwirren, auch wenn wir sie täglich finden, stellen noch keinen bedenklichen Befall dar. Wie oben beschrieben, das ist nun Mal Natur und sorgt für ein gesundes Bodenleben.
Solange sich die Natur mit einigem Spielraum im Gleichgewicht hält, regelt sich das „Trauermückenproblem“ von selbst.
Die Larven sind ein wichtiger Bestandteil des aktiven Bodenlebens und somit durchaus erwünscht.
Viele Händler, auch der Fachhandel, (oft nicht als solcher zu erkennen, zumal dieses Prädikat keiner geschützten Fähigkeit oder Kenntnis unterliegt) empfehlen sehr gerne und viel zu schnell den „Pflanzenschutz“. Bereits beim kleinsten Anzeichen von fliegendem Getier wird die so böse Trauermücke erkannt und zu den abstrusesten Mitteln geraten.
Mit der Angst lässt sich gut Geld verdienen.
Kommt dazu auch oft Un- oder Halbwissen, schon haben wir einen gefährlichen Cocktail an falscher Beratung und Mittel.
Wie kommt es zu einem Ungleichgewicht –
einer Massenansammlung von Trauermücken und deren Larven
Bei einer Überwässerung – vergessen wir das Gießwasser im Übertopf zu entleeren – verwenden wir kein ausreichend durchlüftetes Substrat (meist herkömmliche Blumenerde) oder gießen wir zu oft und zu viel – kippt das Gleichgewicht des Bodens.
Das führt nicht nur zum Unwohlsein der betroffenen Pflanze, sondern sehr oft auch zu Pflanzenschäden oder zum Tod der Pflanze.
Außerdem sterben hierbei massenweise Wurzelhärchen ab, es folgt Wurzelfäule und Verrottung ganzer Wurzelstränge.
Dies bringt mit sich, dass urplötzlich ein massives Überangebot an Nahrung für alle größeren Bodenbewohner, wie Larven und Springschwänze oÄ vorhanden ist und einer explosionsartigen Verbreitung derselben nichts mehr im Wege steht.
In diesem Fall, raten auch wir zur Bekämpfung mit schonenden, natürlichen, biologischen Mitteln, um die ohnehin bereits geschwächte Pflanze nicht noch mehr zu belasten.
Zu diesen Mitteln zählen Steinernema-feltiae-Nematoden (SF Nematoden).
In das Substrat gegossen, bekämpfen sie die Mückenlarven auf effektive Weise.
Gelbtafeln werden häufig gegen Trauermücken angeboten, dienen aber mehr der Überprüfung der Befallstärke und nur bedingt zur Bekämpfung, da sie nur die kurzlebigen Mücken reduzieren und die Larven dabei ungestört lassen.
In Kombination mit Nematoden aber auf jeden Fall gut einsetzbar.
Sofern Du keine Sumpfpflanzen zu Hause hast, achte darauf Deinen Pflanzen ein gutes ausgewogenes Substrat zu bieten.
Sorgfältig gemischt, gut drainagiert und belüftet, mit ausreichendem Bodenleben und gutem organischen Dünger.
Dies ist auf jeden Fall eine Grundlage um keine Überproduktion an Larven zu provozieren.
Und wenn Du mal eine Trauermücke herumschwirren siehst, weißt Du, in wenigen Tagen gibt es sie nicht mehr. Freue Dich, dass Dein Bodenleben intakt ist und Deine kleinen Helferlein aktiv sind.
Copyright: Tom Kugler
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